Clavigo   ::   Гете Иоганн Вольфганг

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Meine Einbildungskraft führte mich ihm nach, ich sah ihn, wie er zu den Füßen seiner neuen Geliebten alle die Freundlichkeit, alle die Demut verschwendete, mit der er mich vergiftet hat — ich zielte nach dem Herzen des Verräters! Ach, Buenco! — Auf einmal war das gutherzige französische Mädchen wieder da, das keine Liebestränke kennt und keine Dolche zur Rache. Wir sind übel dran! Vaudevilles, unsere Liebhaber zu unterhalten, Fächer, sie zu strafen, und wenn sie untreu sind? — Sag, Schwester, wie machen sie's in Frankreich, wenn die Liebhaber untreu sind?

Sophie.

Man verwünscht sie.

Marie.

Und?

Sophie.

Und läßt sie laufen.

Marie.

Laufen! Nun, und warum soll ich Clavigo nicht laufen lassen? Wenn das in Frankreich Mode ist, warum soll's nicht in Spanien sein? Warum soll eine Französin in Spanien nicht Französin sein? Wir wollen ihn laufen lassen und uns einen andern nehmen; mich dünkt, sie machen's bei uns auch so.

Buenco.

Er hat eine feierliche Zusage gebrochen, und keinen leichtsinnigen Roman, kein gesellschaftliches Attachement. Mademoiselle, Sie sind bis ins innerste Herz beleidigt, gekränkt. O, mir ist mein Stand, daß ich ein unbedeutender ruhiger Bürger von Madrid bin, nie so beschwerlich, nie so ängstlich gewesen als jetzt, da ich mich so schwach, so unvermögend fühle, Ihnen gegen den falschen Höfling Gerechtigkeit zu schaffen!

Marie.

Wie er noch Clavigo war, noch nicht Archivarius des Königs, wie er der Fremdling, der Ankömmling, der Neueingeführte in unserm Hause war, wie liebenswürdig war er, wie gut! Wie schien all sein Ehrgeiz, all sein Aufstreben ein Kind seiner Liebe zu sein! Für mich rang er nach Namen, Stand, Gütern: er hat's, und ich! —

Guilbert kommt.

Guilbert heimlich zu seiner Frau.

Der Bruder kommt.

Marie.

Der Bruder! —

Sie zittert, man führt sie in einen Sessel.

Wo? wo? Bringt mir ihn! Bringt mich hin!

Beaumarchais kommt.

Beaumarchais.

Meine Schwester!

Von der ältesten weg, nach der jüngsten zustürzend.

Meine Schwester! Meine Freunde! O meine Schwester!

Marie.

Bist du da? Gott sei Dank, du bist da!

Beaumarchais.

Laß mich zu mir selbst kommen!

Marie.

Mein Herz, mein armes Herz!

Sophie.

Beruhigt Euch! Lieber Bruder, ich hoffte, dich gelassener zu sehn.

Beaumarchais.

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