Der Antichrist   ::   Ницше Фридрих

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Im Augenblick, wo der Ekel von ihnen weicht (— und von uns!), werden sie dankbar für das Schauspiel des Christen: das erbärmliche kleine Gestirn, das Erde heisst, verdient vielleicht allein um dieses curiosen Falls willen einen göttlichen Blick, eine göttliche Antheilnahme… Unterschätzen wir nämlich den Christen nicht: der Christ, falsch bis zur Unschuld, ist weit über dem Affen, — in Hinsicht auf Christen wird eine bekannte Herkunfts-Theorie zur blossen Artigkeit…



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— Das Verhängniss des Evangeliums entschied sich mit dem Tode, — es hieng am» Kreuz«… Erst der Tod, dieser unerwarteteschmähliche Tod, erst das Kreuz, das im Allgemeinen bloss für die canaille aufgespart blieb, — erst diese schauerlichste Paradoxie brachte die jünger vor das eigentliche Räthsel:»wer war das? Was war das?«— Das erschütterte und im Tiefsten beleidigte Gefühl, der Argwohn, es möchte ein solcher Tod die Widerlegung ihrer Sache sein, das schreckliche Fragezeichen» warum gerade so?«— dieser Zustand begreift sich nur zu gut. Hier musste Alles nothwendig sein, Sinn, Vernunft, höchste Vernunft haben; die Liebe eines jünger kennt keinen Zufall. Erst jetzt trat die Kluft auseinander:»wer hat ihn getödtet? wer war sein natürlicher Feind?«— diese Frage spang wie ein Blitz hervor. Antwort: das herrschende Judenthum, sein oberster Stand. Man empfand sich von diesem Augenblick im Aufruhr gegen die Ordnung, man verstand hinterdrein Jesus als im Aufruhr gegen die Ordnung. Bis dahin fehlte dieser kriegerische, dieser neinsagende, neinthuende Zug in seinem Bilde; mehr noch, er war dessen Widerspruch. Offenbar hat die kleine Gemeinde gerade die Hauptsache nicht verstanden, das Vorbildliche in dieser Art zu sterben, die Freiheit, die Überlegenheit über jedes Gefühl von ressentiment: — ein Zeichen dafür, wie wenig überhaupt sie von ihm verstand! An sich konnte Jesus mit seinem Tode nichts wollen als öffentlich die stärkste Probe, den Beweis seiner Lehre zu geben… Aber seine Jünger waren ferne davon, diesen Tod zu verzeihen, — was evangelisch im höchsten Sinne gewesen wäre; oder gar sich zu einem gleichen Tode in sanfter und lieblicher Ruhe des Herzens anzubieten… Gerade das am meisten unevangelische Gefühl, die Rache, kam wieder obenauf. Unmöglich konnte die Sache mit diesem Tode zu Ende sein: man brauchte» Vergeltung«,»Gericht«(— und doch was kann noch unevangelischer sein als» Vergeltung«,»Strafe«,»Gericht-halten«!) Noch einmal kam die populäre Erwartung eines Messias in den Vordergrund; ein historischer Augenblick wurde in's Auge gefasst: das» Reich Gottes «kommt zum Gericht über seine Feinde… Aber damit ist Alles missverstanden: das» Reich Gottes «als Schlussakt, als Verheissung! Das Evangelium war doch gerade das Dasein, das Erfülltsein, die Wirklichkeit dieses» Reichs «gewesen.

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