Die Wahlverwandschaften   ::   Гете Иоганн Вольфганг

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Auch er hat einen Teil meiner Wanderungen mitgemacht; auch er hat manches, und in verschiedenem Sinne, sich angemerkt: wir benutzten das zusammen, und alsdann würde es erst ein hübsches Ganze werden.”

“So laß mich denn dir aufrichtig gestehen,” entgegnete Charlotte mit einiger Ungeduld, “daß diesem Vorhaben mein Gefühl widerspricht, daß eine Ahnung mir nichts Gutes weissagt.”

“Auf diese Weise wäret ihr Frauen wohl unüberwindlich.” versetzte Eduard, “Erst verständig, daß man nicht widersprechen kann, liebevoll, daß man sich gern hingibt, gefühlvoll, daß man euch nicht wehtun mag, ahnungsvoll, daß man erschrickt.”

“Ich bin nicht abergläubisch,” versetzte Charlotte, “und gebe nichts auf diese dunklen Anregungen, insofern sie nur solche wären; aber es sind meistenteils unbewußte Erinnerungen glücklicher und unglücklicher Folgen, die wir an eigenen oder fremden Handlungen erlebt haben. Nichts ist bedeutender in jedem Zustande, als die Dazwischenkunft eines Dritten. Ich habe Freunde gesehen, Geschwister, Liebende, Gatten, deren Verhältnis durch den zufälligen oder gewählten Hinzutritt einer neuen Person ganz und gar verändert, deren Lage völlig umgekehrt wurde.”

“Das kann wohl geschehen,” versetzte Eduard, “bei Menschen, die nur dunkel vor sich hin leben, nicht bei solchen, die schon, durch Erfahrung aufgeklärt, sich mehr bewußt sind.”

“Das Bewußtsein, mein Liebster”, entgegnete Charlotte, “ist keine hinlängliche Waffe, ja manchmal eine gefährliche, für den, der sie führt; und aus diesem allen tritt wenigstens so viel hervor, daß wir uns ja nicht übereilen sollen. Gönne mir noch einige Tage; entscheide nicht!”

“Wie die Sache steht,” erwiderte Eduard, “werden wir uns auch nach mehreren Tagen immer übereilen. Die Gründe für und dagegen haben wir wechselweise vorgebracht; es kommt auf den Entschluß an, und da wär es wirklich das beste, wir gäben ihn dem Los anheim.”

“Ich weiß,” versetzte Charlotte, “daß du in zweifelhaften Fällen gerne wettest oder würfelst; bei einer so ernsthaften Sache hingegen würde ich dies für einen Frevel halten.”

“Was soll ich aber dem Hauptmann schreiben?” rief Eduard aus, “denn ich muß mich gleich hinsetzen.”

“Einen ruhigen, vernünftigen, tröstlichen Brief,” sagte Charlotte. “Das heißt so viel wie: keinen”, versetzte Eduard.

“Und doch ist es in manchen Fällen”, versetzte Charlotte, “notwendig und freundlich, lieber nichts zu schreiben, als nicht zu schreiben.”



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