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Nachricht? Entsetzliche Gewißheit! — Egmont verurteilt! — Welch Gericht darf ihn fordern? und sie verdammen ihn! Der König verdammt ihn? oder der Herzog? Und die Regentin entzieht sich! Oranien zaudert, und alle seine Freunde! — Ist dies die Welt, von deren Wankelmut, Unzuverlässigkeit ich viel gehört und nichts empfunden habe? Ist dies die Welt? — Wer wäre bös genug, den Teuern anzufeinden? Wäre Bosheit mächtig genug, den allgemein Erkannten schnell zu stürzen? Doch ist es so — es ist — O Egmont, sicher hielt ich dich vor Gott und Menschen, wie in meinen Armen! Was war ich dir? Du hast mich dein genannt, mein ganzes Leben widmete ich deinem Leben. — Was bin ich nun? Vergebens streck ich nach der Schlinge, die dich faßt, die Hand aus. Du hülflos und ich frei! — Hier ist der Schlüssel zu meiner Tür. An meiner Willkür hängt mein Gehen und mein Kommen, und dir bin ich zu nichts! — O bindet mich, damit ich nicht verzweifle; und werft mich in den tiefsten Kerker, daß ich das Haupt an feuchte Mauern schlage, nach Freiheit winsle, träume, wie ich ihm helfen wollte, wenn Fesseln mich nicht lähmten, wie ich ihm helfen würde. — Nun bin ich frei, und in der Freiheit liegt die Angst der Ohnmacht. — Mir selbst bewußt, nicht fähig, ein Glied nach seiner Hülfe zu rühren. Ach leider, auch der kleine Teil von deinem Wesen, dein Klärchen, ist wie du gefangen und regt getrennt im Todeskrampfe nur die letzten Kräfte. — Ich höre schleichen, husten — Brackenburg — er ist's! — Elender guter Mann, dein Schicksal bleibt sich immer gleich; dein Liebchen öffnet dir die nächtliche Tür, und ach zu welch unseliger Zusammenkunft!
(Brackenburg tritt auf.)
Klärchen . Du kommst so bleich und schüchtern, Brackenburg! was ist's?
Brackenburg . Durch Umwege und Gefahren such ich dich auf. Die großen Straßen sind besetzt; durch Gäßchen und durch Winkel hab ich mich zu dir gestohlen.
Klärchen . Erzähl, wie ist's?
Brackenburg (indem er sich setzt) . Ach Kläre, laß mich weinen. Ich liebt' ihn nicht. Er war der reiche Mann und lockte des Armen einziges Schaf zur bessern Weide herüber. Ich hab ihn nie verflucht; Gott hat mich treu geschaffen und weich. In Schmerzen floß mein Leben vor mir nieder, und zu verschmachten hofft' ich jeden Tag.
Klärchen . Vergiß das, Brackenburg! Vergiß dich selbst. Sprich mir von ihm! Ist's wahr? Ist er verurteilt?
Brackenburg . Er ist's! ich weiß es ganz genau.
Klärchen . Und lebt noch?
Brackenburg . Ja, er lebt noch.
Klärchen . Wie willst du das versichern? — Die Tyrannei ermordet in der Nacht den Herrlichen! vor allen Augen verborgen fließt sein Blut. Ängstlich im Schlafe liegt das betäubte Volk und träumt von Rettung, träumt ihres ohnmächtigen Wunsches Erfüllung; indes unwillig über uns sein Geist die Welt verläßt. Er ist dahin! — Täusche mich nicht! dich nicht!
Brackenburg .
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