Stella   ::   Гете Иоганн Вольфганг

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Ersatz? Entschädigung wohl, nicht Ersatz — Etwas anstatt des Verlornen, nicht das Verlorne selbst mehr — Verlorne Liebe! wo ist da Ersatz für? — O wenn ich manchmal von Gedanken in Gedanken sinke, freundliche Träume der Vergangenheit vor meine Seele bringe, hoffnungsvolle Zukunft ahnde, und so in des Mondes Dämmerung meinen Garten auf und ab walle, dann mich's auf einmal ergreift! ergreift, daß ich allein bin, vergebens nach allen vier Winden meine Arme ausstrecke, den Zauber der Liebe vergebens mit einem Drang, einer Fülle ausspreche, daß ich meine, ich müßte den Mond herunterziehen — und ich allein bin, keine Stimme mir aus dem Gebüsch antwortet, und die Sterne kalt und freundlich über meine Qual herabblinken! Und dann, auf einmal das Grab meines Kindes zu meinen Füßen. —

Madame Sommer.

Sie hatten ein Kind?

Stella.

Ja, meine Beste! O Gott, du hattest mir diese Seligkeit auch nur zu kosten gegeben, um mir einen bittern Kelch auf mein ganzes Leben zu bereiten. — Wenn so ein Bauerkind auf dem Spaziergange barfuß mir entgegenläuft, und mit den großen unschuldigen Augen mir eine Kußhand reicht, es durchdringt mir Mark und Gebeine! So groß, denk ich, wär meine Mina! Ich heb es ängstlich liebend in die Höhe, küß es hundertmal; mein Herz ist zerrissen, die Tränen stürzen aus meinen Augen, und ich fliehe!

Lucie.

Sie haben doch auch viel Beschwerlichkeit weniger.

Stella lächelt und klopft ihr die Achseln.

Wie ich nur noch empfinden kann! wie die schrecklichen Augenblicke mich nicht getötet haben! — Es lag vor mir! abgepflückt die Knospe! und ich stand — versteinert im innersten Busen — ohne Schmerz — ohne Bewußtsein — ich stand! — Da nahm die Wärterin das Kind auf, drückte es an ihr Herz, und rief auf einmal: Es lebt! — Ich fiel auf sie, ihr um den Hals, mit tausend Tränen auf das Kind — ihr zu Füßen — Ach, und sie hatte sich betrogen! Tot lag es da, und ich neben ihm in wütender, gräßlicher Verzweiflung.

Sie wirft sich in einen Sessel.

Madame Sommer.

Wenden Sie Ihre Gedanken von den traurigen Szenen.

Stella.

Nein! Wohl, sehr wohl ist mir's, daß mein Herz sich wieder öffnen, daß ich das alles losschwätzen kann, was mich so drängt! — Ja, wenn ich euch einmal anfange, von ihm zu erzählen, der mir alles war! — der — Ihr sollt sein Porträt sehn! — sein Porträt — O, mich dünkt immer, die Gestalt des Menschen ist der beste Text zu allem, was sich über ihn empfinden und sagen läßt.

Lucie.

Ich bin neugierig.

Stella eröffnet ihr Kabinett und führt sie hinein.

Hier, meine Lieben, hier!

Madame Sommer.

Gott!

Stella.

So! — So! — Und doch nicht den tausendsten Teil, wie er war.

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