Grieche sucht Griechin   ::   Дюрренматт Фридрих

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«Nun?»

«Mein Herr, trotz der Begeisterung, die ich für Sie empfinde, trotz meiner Verehrung, muß ich Sie bitten, eine Erklärung abzugeben. Es ist sicher nicht alltäglich, daß ein Bräutigam seine Braut nackt als Venus abgebildet sieht. Auch wenn es sich um ein abstraktes Gemälde handelt, muß doch ein empfindungsvoller Betrachter den Gegenstand erkennen.»

«Allerhand«, sagte Passap,»dazu sind meine Kritiker nicht fähig.»

Dann prüfte er Archilochos aufs neue, trat auf ihn zu, betastete ihn wie ein Pferd, trat wieder einige Schritte zurück und kniff die Augen zusammen.

«Ziehen Sie sich aus«, sagte er dann, goß sich Whisky in ein Glas, trank und stopfte sich eine neue Pfeife.

«Aber…«versuchte Arnolph zu protestieren.

«Kein aber«, herrschte ihn Passap an, mit so bösen kleinen, schwarzen, stechenden Augen, daß Archilochos verstummte.»Ich will Sie als Ares malen.»

«Ares?»

«Der Kriegsgott der Griechen«, erklärte Passap.»Ich habe jahrelang nach dem geeigneten Modell gesucht, nach dem Pendant zu meiner Venus: Sie sind es. Der typische Wüterich, der Liebhaber des Schlachtgetümmels, der Veranstalter von Blutbädern. Sie sind Grieche?»

«Gewiß, aber…»

«Sehen Sie.»

«Herr Passap«, begann Archilochos endlich.»Sie irren sich. Ich bin kein Wüterich, weder ein Veranstalter von Blutbädern, noch ein Liebhaber des Schlachtgetümmels. Ich bin ein friedliebender Mensch, Weltkirchenrat der altneupresbyteranischen Kirche, streng alkoholfrei und enthalte mich jeglichen Rauchens. Außerdem bin ich Vegetarier.»

«Unsinn«, sagte Passap.»Was sind Sie von Beruf?»

«Generaldirektor der Atomkanonenabteilung und der…»

«Da haben wir's«, unterbrach ihn Passap.»Doch ein Kriegsgott. Und ein Wüterich. Sie sind nur gehemmt und noch nie auf die Lebensform gekommen, die Ihnen liegt. Sie sind auch der geborene Säufer und Erotiker, der herrlichste Ares, der mir je vorgekommen ist. Ziehen Sie sich denn also aus, aber schleunigst. Ich habe zu malen und nicht zu schwatzen.»

«Nicht, wenn sich dieses Fräulein noch im Raum befindet, das Sie eben gemalt haben«, protestierte Archilochos.

«Fort mit dir, Catherine. Er schämt sich«, schrie der Maler.»Ich brauche dich erst morgen wieder, meine Fette!»

Das dicke Mädchen mit den blonden Haaren, nun angekleidet, verabschiedete sich. Als sie die Türe öffnete, stand Nadelör vor ihr, schlotternd vor Kälte und vereist.

«Ich muß protestieren«, rief der Kunsthändler heiser.

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