Justiz   ::   Дюрренматт Фридрих

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Die aufgebotenen Zeugen widersprachen sich derart, daß die Geschworenen oft das Lachen verbeißen mußten und das Publikum vor Vergnügen quietschte; daß der Revolver nie gefunden wurde, spielte Stüssi-Leupin nach Noten aus, daß dieser Umstand im ersten Prozeß übergangen, daß somit das Corpus delicti fehlte, allein schon ein Grund, Kohler des mangelnden Beweises wegen freizusprechen. Doch allmählich lenkte Stüssi-Leupin den Verdacht auf Benno, zur Tatzeit im >Du Théâtre<, immerhin auf einen Schweizermeister im Pistolenschießen, Besitzer einer Revolversammlung, die er laut Lienhard aus finanzieller Notwendigkeit heraus verkauft haben will — ein Raunen ging durch den Saal —, dann folgten Andeutungen über ein Zerwürfnis zwischen Dr. Benno und Professor Winter, ein Verhör Bennos war unumgänglich, alle sahen der Einvernahme mit Spannung entgegen, aber Dr. Benno erschien nicht vor dem Geschworenengericht. Ich hatte ihn schon tagelang gesucht. Ich war entschlossen, seine Verteidigung zu übernehmen, wie ich es Stüssi-Leupin verkündet hatte, dazu hatte ich Informationen von Benno nötig, um gegen Kohler zu recherchieren, aber auch in der >Himmmelfahrtsbar< wußte niemand Bescheid. Feuchting vermutete, er habe sich bei Daphne versteckt, diese sei eine gute Haut und lasse ihre alten Liebhaber nicht im Stich, ein gewisser Emil E., ein Deodorant-Vertreter, der letzthin bei ihr in der Aurorastraße einen Monatslohn hinterlassen habe, hätte den Eindruck gehabt, es sei noch jemand in ihrem Appartement. Er blieb unauffindbar. Man dachte, er sei geflohen. Die Polizei wurde aufgeboten, Interpol eingeschaltet, es ging beinahe zu wie bei Isaak Kohlers Verhaftung. Daphne machte Schwierigkeiten, verlangte eine richterliche Verfügung, ihre Wohnung zu durchsuchen, und als Ilse Freude am nächsten Morgen mein Büro am Zeltweg betrat, fand sie den flotten Fechter und Meisterschützen am Lüster baumelnd, vom Luftzug geschaukelt, dadurch entstanden, daß das Fenster offen und sie die Türe geöffnet hatte, Benno hatte einen Schlüssel zu seinem alten Büro behalten und war auf meinen Schreibtisch geklettert, der einst der seine war, während ich bei Daphne, um Benno doch noch auf zutreiben — ich duftete noch tagelang nach allen möglichen Essenzen, die der Deodorant-Vertreter Emil E… Vielleicht liegt darin der Grund, daß ich über diesen Prozeß so ungern berichte: Mein erneutes Verhältnis mit Daphne wäre zur Sprache gekommen, und dies in Gegenwart Hélènes, hätte Stüssi-Leupin Daphne verhört, was er sicher getan hätte, wäre ihm Benno durch seinen Selbstmord nicht zuvorgekommen, was man als Geständnis seiner Schuld interpretierte: Dr.h.c. Isaak Kohler wurde mit Glanz und Gloria freigesprochen.

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