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Es hatte Gott dem Herrn gefallen, durch einen tragischen Unfall» unseren unvergessenen Gatten, Vater, Sohn, Bruder, Onkel, Schwiegersohn und Schwager Otto Erich Kugler zu sich zu rufen. Sein Leben war lauter Liebe.»
«Ihr Feind?«fragte ich.
«Mein Freund.»
Ich kondolierte.
«Da muß er gegen Cham und in einen Baum sausen, der brave, gute, liebe Kugler«, erläuterte Friedli, strahlend, Kaffee schlürfend, Gipfel tunkend und essend,»kugelt ins ewige Leben.»
«Das tut mir leid«, sagte ich.
«Seinen Fiat sollten Sie erst gesehen haben, ein einziges Blechschlamassel.»
«Schauerlich.»
«Schicksal. Müssen alle mal sterben.»
«Offenbar«, sagte ich.
«Mensch«, sagte er,»Sie wissen wohl gar nicht, was dieser Schicksalsschlag für meine Wenigkeit bedeutet?»
Ich wußte es nicht. Die massive Wenigkeit glotzte mich freundschaftlich an.
«Kugler hinterläßt eine Witwe«, erklärte er,»ein herrliches Weib.»
Mir ging ein Licht auf:»Und dieses herrliche Weib wollen Sie nun heiraten.»
Architekt Friedli schüttelte jenen Teil seines Fettes, in welchem man den Kopf vermuten konnte:»Nein, junger Mann, ich will nicht die Witwe heiraten, sondern die Frau ihres Geliebten. Auch ein Prachtweib. Kapiert? Ganz einfach: Heiratet der Liebhaber die Witwe, muß er sich vorher scheiden lassen, und dann heirate ich seine Frau.»
«Gesellschaftsmathematik«, sagte ich.
«Kapiert.»
«Nur müssen Sie sich dann auch scheiden lassen«, gab ich zu bedenken und hoffte vage auf ein Geschäft.
«Bin ich. Schon seit einer Woche. Meine fünfte Scheidung.»
Wieder nichts.
Der Kellner brachte neue Gipfel. Eine Schulklasse lief über den Platz, Mädchen, einige mit Zöpfen, manche schon wie junge Frauen, ein Rudel blieb stehen, betrachtete die Standfotos vor dem Kino. Friedli spähte nach der Gruppe.
«Sie sind doch der komische Rechtsanwalt, der sich in der Spiegelgasse ein Büro in einer Mansarde leistet?«fragte er, die Mädchen betrachtend.
Ich mußte es zugeben.
«Es ist halb zehn«, stellte er fest, grinste und wandte sich wieder zu mir,»ich will zwar nicht indiskret sein, denn ich bin ein höflicher Mensch, Spät, aber ich habe das starke Gefühl, daß Sie heute noch nicht auf Ihrem Büro gewesen sind.»
«Erraten«, sagte ich,»Ihr starkes Gefühl trügt nicht. Ich werde mich vielleicht in einer Stunde oder dann heute nachmittag hinbegeben.»
«So. Heute nachmittag vielleicht. «Er betrachtete mich aufmerksam.»Lieber Spät«, sagte er,»Sie heißen irgendwie richtig.
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