Justiz   ::   Дюрренматт Фридрих

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Hélène blieb ruhig, freundlich, überlegen, klar, alles was man will an tadelloser Haltung, das war ja das Verzweifelte, daß sie sich immer beherrschte, ruhig, freundlich, überlegen, klar blieb, ich hätte sie töten, ermorden, erdrosseln, vergewaltigen können, zu einer Hure machen, das wäre mir das liebste gewesen.

«Ich habe mit Ihnen zu reden, Herr Spät«, sagte sie und sah mich bittend an.

«Was ist denn das für ein Mädchen?«fragte Giselle.

«Ein feines Mädchen«, erklärte ich,»ein Mädchen aus gutem Hause, das Töchterlein eines Mörders.»

«Mit wem schläft sie denn?«wollte Marianne (oder Magdalene oder Madeleine) wissen.

«Sie liegt mit einem Super-Rechtsanwalt im Bett«, erläuterte ich,»mit dem Star aller juristischen Stare, mit einem ausgebildeten Galgenvogel, mit dem großen Allerweltsadvokaten Stüssi-Leupin, jeder Fick ist da ein juristischer Akt.»

«Herr Spät«, sagte Hélène.

«Nehmen Sie Platz«, antwortete ich.»Wünschen Sie auf dem Schoß dieses famosen Herrn Lucky zu sitzen, der diese zwei Mädchen beschützt und dessen Rechtsanwalt zu sein ich die Ehre habe, oder wünschen Sie einen Sessel?»

«Einen Sessel«, antwortete Hélène leise.

Lucky schob ihr einen Sessel zu, höflich, piekfein, eben ganz der weltmännische Lucky mit dem schwarzen Schnurrbärtchen, dem Palmolive-Gesicht und dem braunen Apostelblick, verbeugte sich sogar, stank meilenweit nach Parfüm und Camel. Sie setzte sich zögernd.»Eigentlich wollte ich mit Ihnen allein reden«, sagte sie.

«Unnötig«, lachte ich.»Wir haben hier keine Geheimnisse. Mit Fräulein Giselle schlafe ich seit Wochen, mit der wackeren Monika oder Marianne, weiß der Teufel, wie sie heißt, diese Nacht. Sie sehen, es geht öffentlich genug zu. Also schießen Sie los.»

Hélène hatte Tränen in den Augen.

«Sie haben mich einmal etwas gefragt.»

«Weiß.»

«Als ich mit Herrn Stüssi-Leupin Kaffee…»

«Es ist mir vollkommen klar, was Sie meinen«, unterbrach ich sie,»nur brauchen Sie nicht vor diesen Schuft noch ein Herr zu setzen.»

«Ich hatte damals den Sinn Ihrer Frage nicht verstanden«, sagte sie leise.

Es war auf einmal still geworden. Giselle war von meinem Schoß geglitten, schminkte sich. Ich wurde wütend, goß Williamine hinunter, bemerkte plötzlich, daß meine Haare verklebt waren, mein Gesicht schweißig, daß meine Augen brannten, daß ich mich nicht rasiert hatte, daß ich stank, die plötzliche Verlegenheit der Mädchen ärgerte mich gewaltig, es war, als ob sie sich vor Hélène schämten, als ob Heilsarmeestimmung sich ausbreitete, ich hätte alles zusammenschlagen können, die Welt war verkehrt. Hélène hätte kriechen sollen vor diesen Mädchen, sollte auch kriechen.

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