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Endlich der Zeitunterschied: Der Vorfall hatte sich nun vor eindreiviertel Jahren zugetragen. Die Phantasie hatte Zeit, das Gedächtnis umzuformen, dazu kam Wunschdenken, Wichtigtuerei usw., weitere fünfzig Seiten hätten mit den Aussagen jener gefüllt werden können, die sich einbildeten, beim Mord dabeigewesen zu sein, aber nicht dabeigewesen waren. Doch hatte Schönbächler sorgfältig recherchiert. Der Bericht Feuchtings: seine Methode die simpelste. Er fragte direkt und konnte sich das leisten, weil er immer direkt fragte. Es fiel nicht einmal mehr auf, wenn er sich erkundigte. Er erkundigte sich über alles, auch über Dinge, die sinnlos waren oder sinnlos zu sein schienen. Am Schluß setzten sich seine Steinchen zusammen, mühsam genug, durch unzählige Martinis gekittet, und gaben ein Mosaik frei, das bedenklicherweise die Aussagen verschiedener Zeugen bestätigte, die im Bericht Schönbächlers vorkamen, hatten doch einige behauptet, Dr. Benno sei auch im >Du Théâtre< gewesen, andere, er habe sich vor Kohler dem Professor genähert, wieder andere, er habe am gleichen Tisch gesessen, einer sogar meinte, er habe das Lokal unmittelbar nach dem Kantonsrat verlassen, und eine Bardame sagte aus, Benno sei kurz nach der Ermordung Winters in die Bar gestürzt gekommen, habe getanzt vor Freude, Gläser zerschlagen und geschrien» Der Zeck ist tot, der Zeck ist tot«, jeden angerempelt und erklärt, jetzt werde er sie heiraten. Man habe das auf die Steiermann bezogen, ihm Glück gewünscht und sich von ihm einladen lassen. Das alles hatte sich in der >Himmelfahrtsbar< abgespielt, wie eine Räuberhöhle in der Nähe des Münsters ihrer scharfen Schnäpse wegen genannt wurde, in der in letzter Zeit Benno viel gesehen wurde. Diese» letzte Zeit «währte bei Benno schon mehr als zwei Jahre. Aus gutem Hause, nach guter Erziehung, nach erfolgreichen Studien, nach sportlicher Karriere, nach glänzenden gesellschaftlichen Erfolgen, nach der Verlobung mit der Steiermann, mit der reichsten Partie der Stadt, verkam Benno plötzlich, veränderte sich, wurde gemieden. Allgemein wurde angenommen, die Steiermann habe ihre Verlobung rückgängig gemacht. Viele Auslandsreisen, Gerüchte, daß er spiele. Er konnte vorerst seine Kontakte zu den guten, einträglichen Häusern noch mühsam aufrechterhalten, wurde dann kaum mehr eingeladen, endlich boykottiert. Noch lebte er auf großem Fuß, später verkaufte er, was er vom einstigen Glanz hatte retten können: Stiche, Möbel, einige Harasse alten Bordeaux. Verschiedene Gegenstände, die er verkauft hatte, gehörten ihm nicht, so Schmuckstücke, zwei Prozesse waren hängig.
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