Iphigenie auf Tauris   ::   Гете Иоганн Вольфганг

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O laß den einz'gen, spätgefundnen mir

Nicht in der Finsternis des Wahnsinns rasen!

Und ist dein Wille, da du hier mich bargst,

Nunmehr vollendet, willst du mir durch ihn

Und ihm durch mich die sel'ge Hülfe geben,

So lös ihn von den Banden jenes Fluchs,

Daß nicht die teure Zeit der Rettung schwinde!

Pylades:

Erkennst du uns und diesen heil'gen Hain

Und dieses Licht, das nicht den Toten leuchtet?

Fühlst du den Arm des Freundes und der Schwester,

Die dich noch fest, noch lebend halten? Faß

Uns kräftig an;wir sind nicht leere Schatten.

Merk auf mein Wort! Vernimm es! Raffe dich

Zusammen! Jeder Augenblick ist teuer,

Und unsre Rückkehr hängt an zarten Fäden,

Die, scheint es, eine günst'ge Parze spinnt.

Orest zu Iphigenien:

Laß mich zum erstenmal mit freiem Herzen

In deinen Armen reine Freude haben!

Ihr Götter, die mit flammender Gewalt

Ihr schwere Wolken aufzuzehren wandelt

Und gnädig-ernst den lang erflehten Regen

Mit Donnerstimmen und mit Windesbrausen

In wilden Strömen auf die Erde schüttet,

Doch bald der Menschen grausendes Erwarten

In Segen auflöst und das bange Staunen

In Freudeblick und lauten Dank verwandelt,

Wenn in den Tropfen frisch erquickter Blätter

Die neue Sonne tausendfach sich spiegelt

Und Iris freundlich bunt mit leichter Hand

Den grauen Flor der letzten Wolken trennt:

O laßt mich auch in meiner Schwester Armen,

An meines Freundes Brust, was ihr mir gönnt,

Mit vollem Dank genießen und behalten!

Es löset sich der Fluch, mir sagt's das Herz.

Die Eumeniden ziehn, ich höre sie,

Zum Tartarus und schlagen hinter sich

Die ehrnen Tore fernabdonnernd zu.

Die Erde dampft erquickenden Geruch

Und ladet mich auf ihren Flächen ein,

Nach Lebensfreud und großer Tat zu jagen.

Pylades:

Versäumt die Zeit nicht, die gemessen ist!

Der Wind, der unsre Segel schwellt, er bringe

Erst unsre volle Freude zum Olymp.

Kommt! Es bedarf hier schnellen Rat und Schluß.



Vierter Aufzug

Erster Auftritt



Iphigenie :

Denken die Himmlischen

Einem der Erdgebornen

Viele Verwirrungen zu

Und bereiten sie ihm

Von der Freude zu Schmerzen

Und von Schmerzen zur Freude

Tief erschütternden Übergang:

Dann erziehen sie ihm

In der Nähe der Stadt

Oder am fernen Gestade,

Daß in Stunden der Not

Auch die Hülfe bereit sei,

Einen ruhigen Freund.

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