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Laßt mich heilig beteuern, mit welchem traurigenHerzen
Ich Bellyn und Lampen entließ: mir ahndete, glaub ich,
Was den beiden sollte geschehn, ich liebte sie zärtlich.
So staffierte Reineke klug Erzählung und Worte.
Jedermann glaubt' ihm; er hatte die Schätze so zierlich beschrieben,
Sich so ernstlich betragen, er schien die Wahrheit zu reden;
Ja, man sucht' ihn zu trösten. Und so betrog er den König,
Dem die Schätze gefielen; er hätte sie gerne besessen,
Sagte zu Reineken: Gebt Euch zufrieden, Ihr reiset und suchet
Weit und breit, das Verlorne zu finden, das mögliche tut Ihr;
Wenn Ihr meiner Hilfe bedürft, sie steht Euch zu Diensten.
Dankbar, sagte Reineke drauf, erkenn ich die Gnade;
Diese Worte richten mich auf und lassen mich hoffen.
Raub und Mord zu bestrafen, ist Eure höchste Behörde.
Dunkel bleibt mir die Sache, doch wird sichs finden; ich sehe
Mit dem größten Fleiße darnach und werde des Tages
Emsig reisen und nachts und alle Leute befragen.
Hab ich erfahren, wo sie sich finden, und kann sie nicht selber
Wiedergewinnen, wär ich zu schwach, so bitt ich um Hilfe,
Die gewährt Ihr alsdann, und sicher wird es geraten.
Bring ich glücklich die Schätze vor Euch, so find ich am Ende
Meine Mühe belohnt und meine Treue bewähret.
Gerne hört' es der König und fiel in allem und jedem
Reineken bei, der hatte die Lüge so künstlich geflochten.
Alle die andern glaubten es auch; er durfte nun wieder
Reisen und gehen, wohin ihm gefiel, und ohne zu fragen.
Aber Isegrim konnte sich länger nicht halten, und knirschend
Sprach er: Gnädiger Herr! So glaubt Ihr wieder dem Diebe,
Der Euch zwei- und dreifach belog? Wen sollt es nicht wundern!
Seht Ihr nicht, daß der Schalk Euch betrügt und uns alle beschädigt?
Wahrheit redet er nie, und eitel Lügen ersinnt er.
Aber ich laß ihn so leicht nicht davon! Ihr sollt es erfahren,
Daß er ein Schelm ist und falsch. Ich weiß drei große Verbrechen,
Die er begangen; er soll nicht entgehn, und sollten wir kämpfen.
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