Satyros oder Der verg?tterte Waldteufel :: Гете Иоганн Вольфганг
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Johann Wolfgang Goethe
Satyros oder Der vergötterte Waldteufel
Erster Akt
Einsiedler .
Ihr denkt, ihr Herrn, ich bin allein,
Weil ich nicht mag in Städten sein.
Ihr irrt euch, liebe Herren mein!
Ich hab mich nicht hierher begeben,
Weil sie in Städten so ruchlos leben
Und alle wandeln nach ihrem Trieb,
Der Schmeichler, Heuchler und der Dieb:
Das hätt mich immerfort ergötzt,
Wollten sie nur nicht sein hochgeschätzt,
Bestehlen und bescheißen mich, wie die Raben,
Und noch dazu Reverenzen haben!
Ihrer langweiligen Narrheit satt,
Bin herausgezogen in Gottes Stadt;
Wo's freilich auch geht drüber und drunter
Und geht demohngeacht nicht unter.
Ich sah im Frühling ohne Zahl
Blüten und Knospen durch Berg und Tal,
Wie alles drängt und alles treibt,
Kein Pläcklein ohne Keimlein bleibt.
Da denkt nun gleich der steif Philister:
Das ist für mich und meine Geschwister.
Unser Herrgott ist so gnädig heuer;
Hätt ich's doch schon in Fach und Scheuer!
Unser Herrgott spricht: Aber mir nit so;
Es sollen's ander auch werden froh.
Da lockt uns denn der Sonnenschein
Störch und Schwalb aus der Fremd herein,
Den Schmetterling aus seinem Haus,
Die Fliegen aus den Ritzen 'raus,
Und brütet das Raupenvölklein aus.
Das quillt all von Erzeugungskraft,
Wie sich's hat aus dem Schlaf gerafft;
Vögel und Frösch und Tier' und Mücken
Begehn sich zu allen Augenblicken,
Hinten und vorn, auf Bauch und Rücken,
Daß man auf jeder Blüt und Blatt
Ein Eh- und Wochenbettlein hat.
Und sing ich denn im Herzen mein
Lob Gott mit allen Würmelein.
Das Volk will dann zu essen haben,
Verzehren bescherte Gottesgaben.
So frißt's Würmlein frisch Keimlein-Blatt,
Das Würmlein macht das Lerchlein satt,
Und weil ich auch bin zu essen hier,
Mir das Lerchlein zu Gemüte führ.
Ich bin denn auch ein häuslich Mann,
Hab Haus und Stall und Garten dran.
Mein Gärtlein, Früchtlein ich beschütz
Vor Kält und Raupen und dürrer Hitz.
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