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Was eine Gottheit diesem frey gewährt
Und jenem streng versagt, ein solches Gut
Erreichtnicht jeder wie er will und mag.
Antonio .
Schreib' es dem Glück vor andern Göttern zu,
So hör' ich's gern, denn seine Wahl ist blind.
Tasso .
Auch die Gerechtigkeit trägt eine Binde
Und schließt die Augen jedem Blendwerk zu.
Antonio .
Das Glück erhebe billig der Beglückte!
Er dicht' ihm hundert Augen für's Verdienst
Und kluge Wahl und strenge Sorgfalt an,
Nenn' es Minerva, nenn' es wie er will,
Er halte gnädiges Geschenk für Lohn,
Zufälligen Putz für wohlverdienten Schmuck.
Tasso .
Du brauchst nicht deutlicher zu seyn. Es ist genug!
Ich blicke tief dir in das Herz und kenne
Für's ganze Leben dich. O kennte so
Dich meine Fürstinn auch! Verschwende nicht
Die Pfeile deiner Augen, deiner Zunge!
Du richtest sie vergebens nach dem Kranze,
Dem unverwelklichen, auf meinem Haupt.
Sey erst so groß, mir ihn nicht zu beneiden!
Dann darfst du mir vielleicht ihn streitig machen.
Ich acht' ihn heilig und das höchste Gut:
Doch zeige mir den Mann, der das erreicht,
Wornach ich strebe, zeige mir den Helden,
Von dem mir die Geschichten nur erzählten;
Den Dichter stell' mir vor, der sich Homeren,
Virgilen sich vergleichen darf, ja, was
Noch mehr gesagt ist, zeige mir den Mann,
Der dreyfach diesen Lohn verdiente, den
Die schöne Krone dreyfach mehr als mich
Beschämte: dann sollst du mich knieend sehn
Vor jener Gottheit, die mich so begabte;
Nicht eher stünd' ich auf, bis sie die Zierde
Von meinem Haupt auf seins hinüber drückte.
Antonio .
Bis dahin bleibst du freylich ihrer werth.
Tasso .
Man wäge mich, das will ich nicht vermeiden,
Allein Verachtung hab' ich nicht verdient.
Die Krone, der mein Fürst mich würdig achtete,
Die meiner Fürstinn Hand für mich gewunden,
Soll keiner mir bezweifeln noch begrinsen!
Antonio .
Es ziemt der hohe Ton, die rasche Glut
Nicht dir zu mir, noch dir an diesem Orte.
Tasso .
Was du dir hier erlaubst, das ziemt auch mir.
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