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— Insgleichen fehlt die Dialektik, es fehlt die Vorstellung dafür, dass ein Glaube, eine» Wahrheit «durch Gründe bewiesen werden könnte (— seine Beweise sind innere» Lichter«, innere Lust-Gefühle und Selbstbejahungen, lauter» Beweise der Kraft«—) Eine solche Lehre kann auch nicht widersprechen, sie begreift gar nicht, dass es andre Lehren giebt, geben kann, sie weiss sich ein gegentheiliges Urtheilen gar nicht vorzustellen… Wo sie es antrifft, wird sie aus innerstem Mitgefühle über» Blindheit «trauern, — denn sie sieht das» Licht«—, aber keinen Einwand machen…
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In der ganzen Psychologie des» Evangeliums «fehlt der Begriff Schuld und Strafe; insgleichen der Begriff Lohn. Die» Sünde«, jedwedes Distanz-Verhältniss zwischen Gott und Mensch ist abgeschafft, — eben das ist die» frohe Botschaft«. Die Seligkeit wird nicht verheissen, sie wird nicht an Bedingungen geknüpft.- sie ist die einzige Realität — der Rest ist Zeichen, um von ihr zu reden…
Die Folge eines solchen Zustandes projicirt sich in eine neue Praktik, die eigentlich evangelische Praktik. Nicht ein» Glaube «unterscheidet den Christen: der Christ handelt, er unterscheidet sich durch ein andres Handeln. Dass er dem, der böse gegen ihn ist, weder durch Wort, noch im Herzen Widerstand leistet. Dass er keinen Unterschied zwischen Fremden und Einheimischen, zwischen Juden und Nichtjuden macht (»der Nächste «eigentlich der Glaubensgenosse, der Jude) Dass er sich gegen Niemanden erzürnt, Niemanden geringschätzt. Dass er sich bei Gerichtshöfen weder sehn lässt, noch in Anspruch nehmen lässt (»nicht schwören«) Dass er sich unter keinen Umstände, auch nicht im Falle bewiesener Untreue des Weibes, von seinem Weibe scheidet. — Alles im Grunde Ein Satz, Alles Folgen Eines Instinkts —
Das Leben des Erlösers war nichts andres als diese Praktik, — sein Tod war auch nichts andres… Er hatte keine Formeln, keinen Ritus für den Verkehr mit Gott mehr nöthig — nicht einmal das Gebet. Er hat mit der ganzen jüdischen Buss- und Versöhnungs-Lehre abgerechnet; er weiss, wie es allein die Praktik des Lebens ist, mit der man sich» göttlich«,»selig«,»evangelisch«, jeder Zeit ein» Kind Gottes «fühlt. Nicht» Busse«, nicht» Gebet um Vergebung «sind Wege zu Gott: die evangelische Praktik allein führt zu Gott, sie eben ist» Gott«— Was mit dem Evangelium abgethan war, das war das Judenthum der Begriffe» Sünde«,»Vergebung der Sünde«,»Glaube«,»Erlösung durch den Glauben«— die ganze jüdische Kirchen-Lehre war in der» frohen Botschaft «verneint.
Der tiefe Instinkt dafür, wie man leben müsse, um sich» im Himmel «zu fühlen, um sich» ewig «zu fühlen, während man sich bei jedem andren Verhalten durchaus nicht» im Himmel fühlt«: dies allein ist die psychologische Realität der» Erlösung«.
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