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Ein Jude mehr oder weniger — was liegt daran?… Der vornehme Hohn eines Römers, vor dem ein unverschämter Missbrauch mit dem Wort» Wahrheit «getrieben wird, hat das neue Testament mit dem einzigen Wort bereichert, das Werth hat, — das seine Kritik, seine Vernichtung selbst ist:»was ist Wahrheit!»…
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— Das ist es nicht, was uns abscheidet, dass wir keinen Gott wiederfinden, weder in der Geschichte, noch in der Natur, noch hinter der Natur, — sondern dass wir, was als Gott verehrt wurde, nicht als» göttlich«, sondern als erbarmungswürdig, als absurd, als schädlich empfinden, nicht nur als Irrthum, sondern als Verbrechen am Leben… Wir leugnen Gott als Gott… Wenn man uns diesen Gott der Christen bewiese, wir würden ihn noch weniger zu glauben wissen. — In Formel: deus, qualem Paulus creavit, dei negatio. — Eine Religion, wie das Christenthum, die sich an keinem Punkte mit der Wirklichkeit berührt, die sofort dahinfällt, sobald die Wirklichkeit auch nur an Einem Punkte zu Rechte kommt, muss billiger Weise der» Weisheit der Welt«, will sagen der Wissenschaft, todtfeind sein, — sie wird alle Mittel gut heissen, mit denen die Zucht des Geistes, die Lauterkeit und Strenge in Gewissenssachen des Geistes, die vornehme Kühle und Freiheit des Geistes vergiftet, verleumdet, verrufen gemacht werden kann. Der» Glaube «als Imperativ ist das Veto gegen die Wissenschaft, — in praxi die Lüge um jeden Preis… Paulus begriff, dass die Lüge — dass» der Glaube «noth that; die Kirche begriff später wieder Paulus. — jener» Gott«, den Paulus sich erfand, ein Gott, der» die Weisheit der Welt«(im engern Sinn die beiden grossen Gegnerinnen alles Aberglaubens, Philologie und Medizin)»zu Schanden macht«, ist in Wahrheit nur der resolute Entschluss des Paulus selbst dazu:»Gott «seinen eignen Willen zu nennen, thora, das ist urjüdisch. Paulus will» die Weisheit der Welt «zu Schanden machen: seine Feinde sind die guten Philologen und Ärzte alexandrinischer Schulung — , ihnen macht er den Krieg. In der That, man ist nicht Philolog und Arzt, ohne nicht zugleich auch Antichrist zu sein. Als Philolog schaut man nämlich hinter die» heiligen Bücher«, als Arzt hinter die physiologische Verkommenheit des typischen Christen. Der Arzt sagt» unheilbar«, der Philolog» Schwindel".
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— Hat man eigentlich die berühmte Geschichte verstanden, die am Anfang der Bibel steht, — von der Höllenangst Gottes vor der Wissenschaft?… Man hat sie nicht verstanden. Dies Priester-Buch par excellence beginnt, wie billig, mit der grossen inneren Schwierigkeit des Priesters: er hat nur Eine grosse Gefahr, folglich hat» Gott «nur Eine grosse Gefahr. —
Der alte Gott, ganz» Geist«, ganz Hohepriester, ganz Vollkommenheit, lustwandelt in seinem Garten: nur dass er sich langweilt. Gegen die Langeweile kämpfen Götter selbst vergebens. Was thut er? Er erfindet den Menschen, — der Mensch ist unterhaltend… Aber siehe da, auch der Mensch langweilt sich. Das Erbarmen Gottes mit der einzigen Noth, die alle Paradiese an sich haben, kennt keine Grenzen: er schuf alsbald noch andre Thiere. Erster Fehlgriff Gottes: der Mensch fand die Thiere nicht unterhaltend, — er herrschte über sie, er wollte nicht einmal» Thier «sein. — Folglich schuf Gott das Weib.
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