Grieche sucht Griechin   ::   Дюрренматт Фридрих

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Er eilte über den weichen Teppich, doch stand, als er die Türe aufriß, die Hand mit der Granate erhoben, der Staatspräsident vor ihm, im Schlafrock, so überraschend, daß Archilochos eben noch die Bombe in seiner Manteltascheverbergen konnte.

«Entschuldigen Sie«, stammelte der Attentäter.

«Da sind Sie ja, lieber verehrter Herr Archilochos«, rief der Staatspräsident freudig und schüttelte dem verwirrten Griechen die Hand:»Habe Sie erwartet, den ganzen Abend, und nun sah ich Sie zufällig von meinem Fenster aus über die Mauer steigen. Eine gute Idee. Meine Leibwache ist viel zu pedantisch. Die Kerle hätten Sie nie eingelassen. Doch nun sind Sie da, was mich ungemein freut. Wie sind Sie denn nur ins Haus gekommen? Wollte gerade den Kammerdiener hinunterschicken. Ich wohne erst seit einer Woche im vierten Stock, hier ist es gemütlicher als im ersten, nur, freilich, funktioniert der Lift nicht immer.»

Die Hintertüre sei unverschlossen gewesen, stammelte Archilochos, der den richtigen Augenblick verpaßt hatte und auch zu nahe bei seinem Opfer stand.

«Das trifft sich gut«, freute sich der Staatspräsident.»Mein Kammerdiener, der uralte Ludwig, Ludewig, wie ich ihn nenne (sieht ja auch viel mehr einem Staatspräsidenten ähnlich als ich), hat denn auch ein kleines Essen improvisiert.»

«Bitte«, sagte Archilochos errötend, er wolle nicht stören.

Das tue er ganz und gar nicht, beteuerte der alte spitzbärtige Herr freundlich.»In meinem Alter schläft man nicht gerade viel, kalte Füße, Rheumatismus, Sorgen, private und geschäftliche als Präsident bei der heutigen Tendenz der Staaten, zusammenzukrachen, und da esse ich öfters eine Kleinigkeit in den langen Nächten in meinem einsamen Palais. Zum Glück ist voriges Jahr die Zentralheizung eingerichtet worden.»

«Es ist wirklich angenehm warm«, stellte Archilochos fest.

«Wie sehen Sie denn aus?«wunderte sich der Staatspräsident:»Ganz von Staub überzogen. Ludewig, bürste ihn doch ein bißchen.»

«Gestatten«, sagte der Kammerdiener und reinigte den Attentäter vom Staub und dem Vogeldreck der Fassade. Archilochos wagte sich nicht zu wehren, fürchtete, die Bombe in seiner Manteltasche könne durch das Bürsten explodieren, und war froh, als ihm der Kammerdiener aus dem Mantel half.

«Sie ähneln meinem Butler in dem Boulevard Saint-Père«, sagte er.

«Das ist auch mein Halbbruder«, bemerkte der Kammerdiener.»Zwanzig Jahre jünger als ich.»

«Wir haben uns viel vorzuplaudern, denke ich«, sagte der Staatspräsident, seinen Mörder durch den nun hell erleuchteten Korridor führend.

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