Grieche sucht Griechin   ::   Дюрренматт Фридрих

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Er milderte sein Regiment, seine Weltanschauung verblich, und eines schönen Ostertags besuchte er die Sankt Lukas-Kathedrale. Die bürgerliche Ordnung kehrte wieder ein, doch fanden sich Chloé und Archilochos nicht mehr zurecht. Sie versuchten es noch einige Zeit lang. Sie eröffneten im Schlößchen eine Pension. Passap mietete sich ein, außer Kurs gekommen (auf dem Gebiet der Kunst hielt Fahrcks am sozialistischen Realismus fest), Maître Dutour, auch er verkracht, Hercule Wagner mit seiner gewaltigen Gattin, auch er abgesetzt, und der gestürzte Staatspräsident, höflich, den Gang der Dinge betrachtend, schließlich Petit-Paysan (die Verbindung mit dem Gummi- und Schmieröl-Trust war sein Pech), Hausarbeit verrichtend: eine bankerotte Gesellschaft. Nur der Bischof fehlte. Er war zu den Neupresbyteranern der vorletzten Christen übergetreten. Die Pensionäre tranken Milch und sonntags Perrier, lebten still, sommers unter den Bäumen des Parks, verträumt, eingesponnen in eine milde Welt. Archilochos war bestürzt. Er wanderte zu seinem Bruder, der in der Vorstadt mit Mammachen, dem Onkel Kapitän und den Kinderchen eine Kleingärtnerei betrieb, hatte doch die Prügelei Wunder bewirkt (Matthäus bestand das Lehrerexamen, Magda-Maria die Kindergärtnerinnenprüfung, die ändern gingen teils in die Fabrik, teils in die Heilsarmee). Doch blieb er nicht lange dort. Die wackere Atmosphäre, der pfeifeschmauchende Kapitän und die strickende Mama langweilten ihn samt Bibi, der nun an seiner Stelle die Heloisen-Kapelle besuchte. Viermal in der Woche.

«Sie sehen bleich aus, Monsieur Arnolph«, sagte Georgette, während er wieder einmal bei ihr an der Theke stand (hinter ihr über den Schnaps- und Likörflaschen nun Fahrcks im Edelweißrahmen),»haben Sie Kummer?»

Sie reichte ihm ein Glas Pernod.

«Alles trinkt Milch«, brummte er.»Die Radsportfreunde und nun auch Ihr Mann.»

«Was will unsereiner«, sagte Auguste, immer noch im Maillot jaune, und rieb sich die flimmrigen Beine:»Die Regierung hat eine neue Antialkoholkampagne beschlossen. Außerdem bin ich schließlich ein Sportler.»

Dann bemerkte Archilochos, wie Georgette eine Flasche Perrier öffnete.

«Auch sie«, dachte er schmerzlich. Und während er neben Chloé im Himmelbett lag, hinter den roten Vorhängen, und im Kamin die Holzscheite brannten, sagte er:»Es ist ja ganz schön in unserem kleinen Schlößchen mit den zufriedenen, alternden Pensionären, ich möchte nicht klagen, doch kommt mir die tugendhafte Welt, in der wir nun leben, unheimlich vor. Es scheint mir, als hätte ich die Welt bekehrt und sie mich, so daß die Sache wieder aufs gleiche hinauskomme und alles unnütz gewesen sei.»

Chloé hatte sich aufgerichtet.

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