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Unser Zuchthaus: mit dem Wagen in etwa zwanzig Minuten zu erreichen. Flaches Tal, das Dorf vorstädtisch, langweilig, viel Beton, einige Fabriken, am Horizont Wälder. Im übrigen kann nicht behauptet werden, daß jedermann in unserer Stadt unser Zuchthaus kenne, die vierhundert Insassen stellen kaum mehr als ein Promille der Bevölkerung dar. Doch dürfte die Anstalt den Sonntagsspaziergängern bekannt sein, auch wenn sie von vielen unter ihnen wohl mehr für eine Bierbrauerei oder für ein Irrenhaus gehalten wird. Hat man jedoch einmal das bewachte Eingangstor passiert und steht man vor dem Hauptgebäude, glaubt man beinahe, vor einer architektonisch verunglückten Kirche oder Kapelle aus roten Backsteinen zu stehen. Auch hält der vage religiöse Eindruck beim Pförtner durchaus noch an: freundliche, milde Gesichter wie bei der Heilsarmee, eine fromme Stille überall, wohltuend für die Nerven, man gähnt unwillkürlich im kühlen Halbdunkel, wenn auch vielleicht etwas bedrückt, die Justiz hat ihre verschlafenen Züge angenommen, kein Wunder schließlich bei den ewig verbundenen Augen der Dame. Auch sonst Anzeichen von Wohltätigkeit und Seelsorge, ein bärtiger Priester taucht auf, emsig und unermüdlich, dann der Anstaltspfarrer, später eine Psychologin mit Brille, man spürt die Absicht, Seelen zu retten, zu stärken, aufzurichten, nur vom Ende des freilich trostlosen Korridors her schimmert eine bedrohlichere Welt, doch läßt die vergitterte Glastüre keinen deutlichen Einblick zu, auch die zwei Männer in Zivil, die auf einer Bank vor dem Büro des Direktors ergeben und finster warten, erwecken leises Mißtrauen, unbestimmtes Unbehagen.
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