Justiz   ::   Дюрренматт Фридрих

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Sie war beinahe angezogen. Er schaute sie an, ruhig.

«Gute Nacht.»

«Gute Nacht, Herr Kommandant.»

Das Mädchen ging. Wir hörten es die Treppe hinunter eilen.

«Sie kennen die?«fragte ich.

«Ich kenne sie«, antwortete der Kommandant.

Im unteren Stockwerk sang die Sekte immer noch ihren Weltuntergangschoral:»Es platzt die Sonn' mit großer Wucht, der Erdengrund vergeht. Wer dann die Seel' zu retten sucht, vor Jesu Christ besteht.»

Der Kommandant schenkte ein.»Auf Ihr Wohl.»

«Auf Ihr Wohl.»

«Besitzen Sie einen Revolver?«fragte er.

Es hatte keinen Sinn zu leugnen. Ich nahm ihn aus der Schreibtischschublade. Er untersuchte ihn, gab ihn mir wieder zurück:»Sie halten Kohler immer noch für schuldig?»

«Sie etwa nicht?»

«Vielleicht«, antwortete er und setzte sich auf die Couch.

«Warum geben Sie das Spiel dann auf?«fragte ich ihn.

Er sah mich an.

«Sie wollen es noch gewinnen?»

«Auf meine Weise.»

Er schaute auf den Revolver. Ich versorgte ihn.

«Ihre Sache«, sagte er, schenkte von neuem ein.»Nun, wie gefällt Ihnen der Adet?»

«Großartig.»

«Ich lasse Ihnen die Flasche hier.»

«Lieb von Ihnen.»

Von unten war nun eine Predigt zu hören oder ein Gebet.»Sehen Sie, Spät«, sagte der Kommandant,»Sie sind in eine etwas unglückliche Situation geraten. Ich will nun nichts gegen den ehrenwerten Herrn Lucky sagen, noch weniger gegen das arme Ding vorhin, daß es so was gibt, ist ja der Hauptsache nach nicht der Fehler der beiden, aber wie weit Sie als Hurenanwalt kommen, steht wohl auf einem anderen Blatt. Daß demnächst die Aufsichtskommission gegen Sie vorgehen muß, dürfte Ihnen wohl klar sein. Sie hat nichts gegen einen Milieuanwalt, der verdient, aber alles gegen einen, der nichts verdient. Da rebelliert die Standesehre.»

«Na und?»

«Sie haben mich vorhin gefragt, weshalb ich das Spiel aufgegeben habe, Spät«, fuhr der Kommandant fort, sich eine seiner dicken Bahianos anzündend, sorgfältig, ohne im geringsten zu zittern.»Ich will Ihnen gegenüber zugeben, daß ich den alten Kohler auch für schuldig halte und alles, was geschehen ist, für eine Komödie, die ich gerne verhütet hätte. Aber ich besitze keine Beweise. Sind Sie in dieser Sache weitergekommen?»

«Nein«, sagte ich.

«Wirklich nicht?«fragte er erneut.

Ich verneinte zum zweiten Mal.

«Sie mißtrauen mir?«fragte er.

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