Justiz   ::   Дюрренматт Фридрих

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Ich starrte sie verwundertan.

«Ich bin nicht Monika Steiermann«, wiederholte sie, und dann ruhig:»Ich führe nur das Leben der Monika Steiermann. Mein Vater war Professor Winter.»

Schweigen. Ich wußte nicht, was ich davon halten sollte.

«Ihre Mutter?«fragte ich und wußte gleichzeitig, daß es eine blödsinnige Frage war. Was ging mich ihre Mutter an.

Es war ihr gleichgültig.»Lehrerin«, antwortete sie,»im Emmental. Winter hat sie sitzenlassen. Er hat immer Lehrerinnen sitzenlassen.»

Sie konstatierte es ohne Groll.

«Ich heiße Daphne. Daphne Müller«, dann lachte sie:»So darf man eigentlich gar nicht heißen.»

«Wenn Sie nicht Monika Steiermann sind, wer ist dann Monika Steiermann?«fragte ich verwirrt.»Gibt es die überhaupt?»

«Fragen Sie Lüdewitz«, antwortete sie.

Dann wurde sie stutzig.»Ein Verhör?«fragte sie.

«Sie haben einen Rechtsanwalt verlangt. Ich bin Rechtsanwalt.»

«Ich sag's Ihnen schon, wenn ich Sie brauche«, antwortete sie plötzlich nachdenklich, fast feindselig geworden.

Lienhard erschien. Ich hatte ihn nicht kommen hören. Er war einfach auf einmal da. Er stopfte sich eine seiner Dunhill.»Zufrieden, Spät?«fragte er.

«Ich weiß nicht«, antwortete ich.

«Zufrieden, Daphne?«fragte er.

«Mittelmäßig«, antwortete sie.

«Ich hab dir einige Kleider mitgebracht«, sagte er.

«Hab ja Bennos Pyjama«, meinte sie.

Draußen das Heranheulen eines Krankenwagens.

«Jämmerlin wird wieder einen Herzanfall bekommen haben«, sagte Lienhard trocken.»Ich habe ihm sechzig Rosen überreicht.»

«Und mich hat er nackt gesehen«, lachte sie.

«Das bist du ja öfters«, meinte er.

«Woher wußten Sie eigentlich, wer Daphne ist, Lienhard?«fragte ich.

«Man kommt eben darauf. Gelegentlich«, antwortete er und steckte seine Dunhill in Brand.»Wohin darf ich dich bringen, Fräulein Müller?»

«Nach Ascona.»

«Ich fahr dich hin.»

«Geschäftstüchtig«, meinte sie anerkennend.

«Kommt auf die Spesen«, sagte Lienhard.»Die zahlt er. «Damit wies er auf mich.»Er hat einige unbezahlbare Informationen bekommen.»

«Ich habe auch noch einen Auftrag für ihn«, sagte Daphne.

«Nun?«fragte Lienhard.

Ihr nicht ganz zugeschwollenes rechtes Auge glitzerte, und mit ihrer linken Hand fuhr sie durch ihr zinnoberrotes Haar.

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