Die Mitschuldigen   ::   Гете Иоганн Вольфганг

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Sie reden noch! Ganz leis! — Zum Henker!

Er meint, es käme jemand, und fährt wie ein Blitz in den Alkoven.

Sachte! Sachte!

Es kömmt kein Mensch.

Er will wieder heraus.

Versuch's!

Er traut nicht.

Das ist zu viel gewagt.

In der äußersten Karikatur von Verlegenheit.

Was fang ich an! Ich bin ein Hahnrei!

Er rennt mit dem Kopf wider die Wand.

Ah! es ragt

An meiner Stirne schon das Zeichen meiner Würde

Hervor. Was ist zu tun?

Er schlägt auf die Tasche.

Komm, meine teure Bürde!

Komm, rette dich mit mir, und leite mich zum Wein,

Solang man trinken kann, läßt sich's noch glücklich sein.

Der wohlgekrönte Stand ist keiner von den bösten;

Als Hahnrei kann man sich eh als am Galgen trösten.

Eilig durch die Nebentüre fort.



Sechster Auftritt



Alcest.

Ihr großen Geister sagt, daß keine Tugend sei

Und Liebe Sinnlichkeit und Freundschaft Heuchelei,

Daß man kein einzig Herz mit festen Mauern finde,

Daß nur Gelegenheit die Stärksten überwinde,

Daß es, wenn man in uns das Laster je vermißt,

Beim Jüngling Blödigkeit und Furcht beim Mädchen ist.

Es zittert, spottet ihr, die unerfahrne Jugend.

Doch ist dies Zittern nicht selbst ein Gefühl von Tugend?

Ist diese Sympathie, dies schwimmende Gefühl,

Dem man sich schwer entreißt, nichts als ein Fibernspiel?

Wie süß verträumt ich nicht die jugendlichen Stunden

Einst in Sophiens Arm. Ich hatte nichts empfunden,

Bis mir der Druck der Hand, ihr Blick, ihr Kuß entdeckt,

Wie's einem Neuling ist, wenn er die Wollust schmeckt.

Uns führte keine Wahl mit klugem Rat zusammen,

Wir sahn einander an, und standen schon in Flammen.

Bist du der Liebe wert, ward da nicht lang gefragt;

Es war erst halb gefühlt, und war schon ganz gesagt.

Wir lebten lange so die süßen Augenblicke;

Zuletzt verschlug es sich. Ich fluchte dem Geschicke,

Und schwur, daß Freundschaft, Lieb und Zärtlichkeit und Treu

Der Maskeradenputz verkappter Laster sei.

Und sucht in dem Gewühl der körperlichen Triebe

Den Tod des Vorurteils, von Tugend und von Liebe.

Zuletzt verhärteten mich Wollust, Stolz und Zeit;

Ich glaubte mich geschützt vor aller Zärtlichkeit.

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