Torquato Tasso   ::   Гете Иоганн Вольфганг

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Es schalt mich eine Freundinn oft darum:

Du bist uneigennützig, sagte sie,

Das ist recht schön; allein du bist's so sehr,

Daß du auch das Bedürfniß deiner Freunde

Nicht recht empfinden kannst. Ich laß es gehn,

Und muß denn eben diesen Vorwurf tragen.

Um desto mehr erfreut es mich, daß ich

Nun in der That dem Freunde nützen kann;

Es fällt mir meiner Mutter Erbschaft zu,

Und gerne will ich für ihn sorgen helfen.

Leonore .

Und ich, o Fürstinn, finde mich im Falle,

Daß ich als Freundinn auch mich zeigen kann.

Er ist kein guter Wirth; wo es ihm fehlt,

Werd' ich ihm schon geschickt zu helfen wissen.

Prinzessinn .

So nimm ihn weg, und, soll ich ihn entbehren,

Vor allen andern sey er dir gegönnt!

Ich seh' es wohl, so wird es besser seyn.

Muß ich denn wieder diesen Schmerz als gut

Und heilsam preisen? Das war mein Geschick

Von Jugend auf, ich bin nun dran gewöhnt.

Nur halb ist der Verlust des schönsten Glücks,

Wenn wir auf den Besitz nicht sicher zählten.

Leonore .

Ich hoffe, dich so schön du es verdienst

Glücklich zu sehn!

Prinzessinn . Eleonore! Glücklich?

Wer ist denn glücklich? — Meinen Bruder zwar

Möcht' ich so nennen, denn sein großes Herz

Trägt sein Geschick mit immer gleichem Muth;

Allein was er verdient, das ward ihm nie.

Ist meine Schwester von Urbino glücklich?

Das schöne Weib, das edle große Herz!

Sie bringt dem jüngern Manne keine Kinder;

Er achtet sie, und läßt sie's nicht entgelten,

Doch keine Freude wohnt in ihrem Haus.

Was half denn unsrer Mutter ihre Klugheit?

Die Kenntniß jeder Art, ihr großer Sinn?

Konnt' er sie vor dem fremden Irrthum schützen?

Man nahm uns von ihr weg; nun ist sie todt,

Sie ließ uns Kindern nicht den Trost, daß sie

Mit ihrem Gott versöhnt gestorben sey.

Leonore .

O blicke nicht nach dem, was jedem fehlt,

Betrachte, was noch einem jeden bleibt!

Was bleibt nicht Dir, Prinzessinn?

Prinzessinn . Was mir bleibt?

Geduld, Eleonore! Üben konnt' ich die

Von Jugend auf. Wenn Freunde, wenn Geschwister

Bey Fest und Spiel gesellig sich erfreuten,

Hielt Krankheit mich auf meinem Zimmer fest,

Und in Gesellschaft mancher Leiden mußt'

Ich früh entbehren lernen.

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