Der Wanderer und sein Schatten :: Ницше Фридрих
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Schreibstil und Sprechstil. — Die Kunst zu schreiben verlangt vor allem Ersatzmittel für die Ausdrucksarten, welche nur der Redende hat: also für Gebärden, Akzente, Töne, Blicke. Deshalb ist der Schreibstil ein ganz anderer als der Sprechstil, und etwas viel Schwierigeres: — er will mit wenigerem sich ebenso verständlich machen wie jener. Demosthenes hielt seine Reden anders als wir sie lesen: er hat sie zum Gelesenwerden erst überarbeitet. — Ciceros Reden sollten zum gleichen Zwecke erst demosthenisiert werden: jetzt ist viel mehr römisches Forum in ihnen, als der Leser vertragen kann.
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Vorsicht im Zitieren. — Die jungen Autoren wissen nicht, daß der gute Ausdruck, der gute Gedanke sich nur unter seinesgleichen gut ausnimmt, daß ein vorzügliches Zitat ganze Seiten, ja das ganze Buch vernichten kann, indem es den Leser warnt und ihm zuzurufen scheint:»Gib acht, ich bin der Edelstein und rings um mich ist Blei, bleiches, schmähliches Blei!«Jedes Wort, jeder Gedanke will nur in seiner Gesellschaft leben: das ist die Moral des gewählten Stils.
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Wie soll man Irrtümer sagen? — Man kann streiten, ob es schädlicher sei, wenn Irrtümer schlecht gesagt werden oder gut wie die besten Wahrheiten. Gewiß ist, daß sie im ersteren Fall auf doppelte Weise dem Kopfe schaden und schwerer aus ihm zu entfernen sind; aber freilich wirken sie nicht so sicher wie im zweiten Falle: sie sind weniger ansteckend.
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Beschränken und vergrößern. — Homer hat den Umfang des Stoffes beschränkt, verkleinert, aber die einzelnen Szenen aus sich wachsen lassen und vergrößert — und so machen es später die Tragiker immer von neuem: jeder nimmt den Stoff in noch kleineren Stücken als sein Vorgänger, jeder aber erzielt eine reichere Blütenfülle innerhalb dieser abgegrenzten, umfriedeten Gartenhecken.
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Literatur und Moralität sich erklärend. — Man kann an der griechischen Literatur zeigen, durch welche Kräfte der griechische Geist sich entfaltete, wie er in verschiedene Bahnen geriet und woran er schwach wurde.
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