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So ein Betrieb ist ungeheuer, mein lieber Herr Aristipp, die Zahl der Arbeiter und Angestellten, der Buchhalter und der Sekretärinnen ist unmäßig, nicht mehr zu überblicken, kenne ich ja kaum die Direktoren und nur etwas flüchtig die Generaldirektoren, der Kurzsichtige geht in diesem Dschungel irre, nur wer fernsichtig nicht die Einzelheiten und Einzelschicksale, sondern das Ganze im Auge behält, das Fernziel nicht verliert, fernhinsinnend ist, wie eben der Dichter sagt — Sie kennen doch seine Werke —, nur wer immer aufs neue zu planen, immer neue Unternehmen aufzuziehen versteht, in Indien, in der Türkei, in den Anden, inKanada, geht nicht unter in den Sümpfen der Konkurrenz und der Trusts. Fernhinsinnend: Bin eben dabei, mich mit dem Gummi- und Schmieröltrust zu verbinden. Das wird das Geschäft.»
Petit-Paysan machte eine neue Pause und sah fernhinsinnend aus.
«So plane, so arbeite ich«, sagte er dann,»webe ein wenig mit am sausenden Webstuhl der Zeit. Wenn auch bescheiden nur. Was ist die Petit-Paysan-Maschinenfabrik neben dem Stahl-Trust oder den Allzeit-Freuden-Hütten, den Pestalozziwerken oder der Hösler-La Biche! Nichts! Aber wie steht es nun mit meinen Arbeitern und Angestellten? Mit all den Einzelschicksalen, die ich übersehen muß, das Ganze im Auge zu behalten? Diese Frage beschäftigt mich oft. Sind sie glücklich? Es geht um die Freiheit der Welt; sind meine Arbeiter frei? Ich habe soziale Unternehmungen eingerichtet, Mütter-, Väter-Erholungsheime, Sporthallen, Schwimmbäder, Kantinen, Gesundheitspillen, Theaterbesuche, Konzerte. Aber bleibt nicht die Welt, die ich beschäftige, im Materiellen stecken, im schmutzigen Geld? Eine Frage, die mich bis zur Peinlichkeit berührt. Ein Direktor bricht zusammen, nur weil ein anderer an seine Stelle kommt. Das ist doch ekelhaft. Wie kann man das Geld so wichtig nehmen. Nur der Geist zählt, lieber Herr Artaxerxes, es gibt nichts Verächtlicheres, Unwichtigeres als das Geld.»
Petit-Paysan machte eine weitere Pause und sah besorgt aus.
Archilochos wagte kaum, sich zu rühren.
Doch nun straffte sich die Gestalt des Großindustriellen, seine Stimme klang mächtig und kalt.
«Sie fragen, warum ich Sie zum Direktor ernannt habe. Es sei, ich will Ihnen die Antwort geben: Um die Freiheit nicht nur zu predigen, sondern auch durchzuführen. Ich kenne meine Angestellten nicht, begreife sie nicht, sie scheinen sich doch wohl nicht völlig zum rein geistigen Verstehen der Dinge durchgerungen zu haben, Diogenes, Albert Schweitzer, Franziskus scheinen nicht ihre Ideale zu sein im Gegensatz zu mir. Sie wollen die Meditation, das dienende Helfen, die Beglückung der Armut für das Blendwerk des sozialen Flitters hingeben. Nun gut, man gebe der Welt, was sie will. Diese Regel des Laotse habe ich stets beachtet. Darum gerade habe ich Sie zum Direktor ernannt. Damit auch in diesem Punkt Gerechtigkeit herrsche. Wer von der Pike auf dient, wer die Sorgen und Nöte der Angestellten von Grund auf kennt, soll auch Direktor sein. Ich plane das Gesamtunternehmen, doch wer mit den Buch- und Oberbuchhaltern, mit den Sekretären und den Sekretärinnen, mit den Ausläufern und Putzfrauen des Verwaltungsapparats in Berührung kommt, soll auch aus ihrer Reihe stammen.
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