Justiz   ::   Дюрренматт Фридрих

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Die Person, erzählte der Greis weiter, deren Einfluß auf den Konzern er zu beseitigen hatte, habe oft die Gewohnheit gehabt, um diese Zeitin einem aller Welt bekannten Lokal zu speisen. Der Greis hatte ein zweites Glas Champagner geleert. Er habe anhalten lassen, dem nun leise schnarchenden Minister den Revolver aus dem Mantel gezogen, — sei ins Lokal gegangen, habe festgestellt, daß er richtig spekuliert hatte, daß die Person anwesend war, worauf er sie erschoß und, wieder im Rolls-Royce, den Revolver dem Politiker in die Manteltasche zurückgeschoben und ihn, den ehrenwerten Minister Ihrer Majestät, nach dem Flughafen gefahren und in eine Spezialmaschine verfrachtet, die den kranken Parteiführer samt Revolver durch die Lüfte auf seine Insel davongetragen habe, wo er, kaum angekommen, das einstige Weltreich endgültig finanziell ruinierte. Leises Gekicher von der Kultur her. Die Tochter von einer gespenstisch hoheitsvollen Ruhe. Ihr Vater hätte erzählen können, er habe ein Konzentrationslager geleitet, sie hätte keine Miene verzogen. Auch wir hörten gebannt zu. Wie einem alten Bombenleger. Und doch amüsiert, ja belustigt, verzaubert von der Leichtigkeit und dem Sarkasmus, mit welchen der Greis erzählte, die alles ins Abstrakte, Unwirkliche rückten. Ein Verleger fragte verwirrt:»Und Sie?«—»Mein Bester«, antwortete der Greis, einem Etui eine schwere Zigarre entnehmend (ich schätze, mich an meine Raucherzeit erinnernd, daß es eine Toppers war),»mein Bester«, er vergesse zweierlei. In welchen Gesellschaftskreisen wir uns bewegten, und die Justiz, die sich, wenn auch mehr unbewußt als bewußt, nach den Gesellschaftskreisen richte, über die sie zu befinden habe, wenn sie auch — besonders Privilegierteren gegenüber — manchmal allzu rabiat vorzugehen pflege, um die Vorurteile abzustreiten, die sie nun einmal habe. Aber wozu langweilen. Er sei verhaftet worden, vom Obergericht verurteilt, aber dann vom Geschworenengericht freigesprochen worden, trotzdem der Mord in aller Öffentlichkeit begangen worden sei. Na ja, notwendigerweise. Eindeutige Beweise fehlten. Die Zeugen hätten sich widersprochen. Die Tatwaffe sei nie gefunden worden. Wer schaue schon im Mantel eines Ministers nach. Ein Motiv habe man ihm nicht nachweisen können. Ein Konzern sei für einen Staatsanwalt undurchschaubar.

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