Justiz   ::   Дюрренматт Фридрих

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Da sei ein schneller chirurgischer Griff vonnöten und abzuwarten, ober erfolgreich gewesen sei oder nicht. Das brauche, das sei zugegeben, in den seltensten Fällen durch einen Mord zu geschehen. Morde seien eigentlich wirkungslose Methoden. Der Terrorismus kräusle nur die Oberfläche der Weltstruktur. Sein Mord sei notwendig gewesen. Doch sei nicht der Mord das Problem gewesen, sondern die Erkenntnis, daß nur ein Mord weiterhelfen konnte. Gewiß, er hätte den Mord anordnen können. Alles lasse sich delegieren. Aber er sei jetzt bald hundert und habe sich bis jetzt seine Schuhe selber gebunden. Seien später noch weitere Morde nötig, die erledigten sich von selber, Gott habe bei der Erschaffung der Welt nur einmal zugegriffen. Ein Anstoß hätte genügt. Auch ihm sei die Lösung des Problems blitzschnell gekommen. Er schmunzelte. Er habe vor mehr als dreißig Jahren einen zu jener Zeit ebenso berühmten wie unbeliebten Politiker von einer Privatklinik zum Flughafen begleiten müssen. In der Klinik habe der berühmte Politiker in einem dicken Wintermantel wirr vor dem Bett gestanden. Er werde verfolgt. Die Erbschaftssteuer, die er durchgesetzt habe, hätte zu viele ruiniert. Er werde sich zur Wehr setzen. Er habe einen Revolver aus dem Mantel gezogen. Damit werde er jeden enterbten Erben niederschießen. Eine Schwester sei um Hilfe schreiend davongestürzt. Dann habe er den Revolver wieder in den Mantel gesteckt. Der Arzt sei mit zwei Pflegern herbeigerast gekommen. Ein Oberst im Militär, ein rüder Kerl in der Medizin, diagnostizierte, die Krankheit sitze dem Politiker nun auch im Hirn, na ja, beruflich nicht schlimm, er pumpe den Mano noch einmal mit Beruhigungsmitteln voll, dann ab mit ihm in die Heimat, sonst kratze der ihm noch hier ab. Der arme Bursche sei nach kurzem Kampf, bei dem ein Pfleger k.o. ging, aus seinem Wintermantel samt Revolver ausgepackt, sein Hintern — pardon, die Damen — vollgespritzt, in seinen Wintermantel wieder eingepackt und in seinen Rolls-Royce gestopft worden. So sei er denn mit einem bewaffneten, verrückt gewordenen Staatsmann in die Stadt gefahren. Ein wunderschöner Frühlingsabend. Beim Eindunkeln. Gegen sieben. Da man bei ihnen früh aufstehe, speise man auch frühabends. Wie er nun mit dem vor sich hin dösenden Finanzgenie die Rämistraße hinuntergefahren sei und die in die Restaurants stürzenden Menschen gesehen habe, sei ihm eine Möglichkeit durch den Kopf geschossen, wie er sein Problem auf die eleganteste Weise der Welt zu lösen vermöchte.»Mein Gott«, sagte die deutsche Witwe des italienischen Verlegers, sei das spannend.

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