Justiz   ::   Дюрренматт Фридрих

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Durch die geöffnete Flügeltür konnte man in den Park gelangen. Die beiden Fenster, die Tür flankierend, reichten fast bis zum Fußboden. Kostbares Parkett. Ein riesiger Schreibtisch. Tiefe Ledersessel. An den Wänden keine Bilder, nur Bücher bis zur Decke. Ausschließlich mathematische und naturwissenschaftliche Werke, eine beachtliche Bibliothek. In einer weiten Nische der Billardtisch, auf welchem vier Kugeln lagen. Durch die geöffnete Tür rollte sich der uralte Dr.h.c. Isaak Kohler, noch zarter, noch zerbrechlicher, noch durchsichtiger geworden, ein Phantom beinah. Er schien mich nicht zu bemerken. Er rollte sich zum Billardtisch. Er kletterte zu meinem Erstaunen aus dem Rollstuhl und begann Billard zu spielen. Aus einer Türe im Hintergrund kam Hélène. Sportlich, Blue jeans, Seidenhemd, handgestrickte Jacke mit drei großen roten, blauen und gelben Quadraten. Sie legte einen Finger an den Mund. Ich verstand. Ich folgte ihr. Ein großer Gesellschaftsraum. Wieder eine offene Flügeltüre. Auf einer Terrasse nahmen wir Platz. Unter einer Marquise. Das letzte Mal in diesem Jahr, daß ich draußen saß. Alte Korbstühle, ein Eisentisch mit einer Schieferplatte. Auf dem Rasen eine Mähmaschine. Die ersten Laubhaufen. Die Pfauen dazwischen. Sie sagte, sie gärtnere gerade. Ein Bursche stak hinten im Park Erde um. Pfiff dabei. Die Pfauen müßten sie abschaffen. Die Nachbarn reklamierten. Sie hätten ein halbes Jahrhundert reklamiert. Aber ihr Vater liebe Pfauen. Sie glaube, nur um die Nachbarn zu ärgern. Er habe die Pfauen einfach schreien lassen. Trotz der Polizei, die von Zeit zu Zeit vorgesprochen habe. Der Pfauenschrei sei das Gräßlichste, was man hören könne. Die Häuser um sie herum hätten der Pfauen wegen an Wert verloren. Der Bodenpreis sei gesunken. Ihr Vater hätte alles aufgekauft. Die Nachbarn hätten nicht mehr zu reklamieren gewagt. Dann schenkte sie mir Tee ein. Ihr Vater sei ein Ungeheuer, sagte ich. Das könne sein, sagte sie. Ob sie das Manuskript gelesen habe? Überflogen, antwortete sie. Spät habe sie geliebt, meinte ich, darüber hatte er Hemmungen zu schreiben, und auch sie habe ihn einmal geliebt. Der gute Spät, sagte sie, die einzige, die er je geliebt habe, sei Daphne gewesen, über die schreibe er auch am lebendigsten. Die Liebe zu ihr, Hélène, bilde er sich nur ein. Habe er sich eingebildet, stellte ich richtig, der gute Spät sei vor vierzehn Tagen gestorben, im Stüssital.»Der Tee ist kalt geworden«, sagte sie und goß den Inhalt ihrer Tasse über die Terrasse auf den mit gelbem Laub bedeckten Rasen, vor die Füße des Gärtnerjungen, der frech pfeifend vorbeilief.

Dann schrien die Pfauen.

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