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«Isaak«, flehte der Kommandant,»ich hoffe, du willst uns eine Leibesvisitation ersparen!»
Er wollte sich wieder Wein einschenken. Die Flasche war leer.
«Der verdammte Winter hat zuviel gesoffen«, knurrte der Kommandant.
«Laß mich endlich abführen«, schlug der Mörder vor.
«Bitte«, entgegnete der Kommandant,»dann wird dir nichts erspart bleiben. «Er erhob sich ebenfalls, riegelte die Tür auf, klingelte dann.
«Führen Sie den Mann ab«, sagte er zum eintretenden Polizeiwachtmeister.»Er ist verhaftet.»
Verspäteter Verdacht: Wenn ich diese Gespräche wiederzugeben versuche —»mögliche«, weil ich ihnen nicht persönlich beigewohnt habe —, so geschieht es nicht in der Absicht, einen Roman zu schreiben. Es geschieht aus der Notwendigkeit, ein Geschehen so getreu wie möglich aufzuzeichnen, doch ist dies nicht das Schwierige. Die Justiz spielt sich zwar weitgehend hinter den Kulissen ab, aber auch hinter den Kulissen verwischen sich die gegen außen scheinbar so klar festgelegten Kompetenzen, die Rollen werden ausgetauscht oder anders verteilt, Gespräche zwischen Personen finden statt, die vor der Öffentlichkeit als unversöhnliche Feinde auftreten, überhaupt herrscht eine andere Tonart. Nicht alles wird festgehalten und den Akten zugeführt. Informationen werden weitergegeben oder unterschlagen. So war etwa der Kommandant mir gegenüber immer offen, gesprächig, erzählte mir freiwillig alles, ließ mich in wichtige Dokumente Einsicht nehmen, überschritt auch öfters seine Befugnisse, ist überhaupt, auch heute noch, mir gewogen. Ja sogar Stüssi-Leupin war mir gegenüber durchaus zuvorkommend, auch als ich längst im anderen Lager stand, erst jetzt hat sich der Wind gedreht, doch das ja wohl aus einem ganz anderen Grund. So brauche ich denn die Gespräche nicht zu erfinden, sondern nur zu rekonstruieren. Schlimmstenfalls sind sie zu erahnen.
Nein, meine» schriftstellerischen «Schwierigkeiten liegen woanders. Wenn ich mir auch im klaren darüber bin, daß selbst mein geplanter Mord und Selbstmord nicht ein strenger Beweis meiner Glaubwürdigkeit zu sein vermögen, so überfällt mich doch immer wieder beim Niederschreiben der Ereignisse die wahnwitzige Hoffnung, noch einen solchen zu erbringen: etwa indem ich entdecke, wie Kohlers Revolver beseitigt wurde. Die Tatwaffe ist nie gefunden worden. Zunächst ein nebensächlicher Umstand. Er blieb ohne Einfluß auf den Prozeß. Der Täter stand fest, Zeugen waren genügend vorhanden, das Personal, die Gäste des >Du Théâtre<.
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