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Erzielt durch hartnäckige Leistung, durch Qualität, doch vor allem durch entschlossenes Ausnützen der Lage durch den rücksichtslosen Ankauf aller ausländischen Prothesenhersteller (meist Kleinbetriebe). Diese neue Generation begriff die Möglichkeiten, welche die Neutralität unseres Staates einem Prothesenfabrikanten bietet, als die Freiheit nämlich, gleich alle Parteien zu beliefern, Sieger und Besiegte im Ersten und Zweiten Weltkrieg, Regierungstruppen, Partisanen und Rebellen heute. Ihre Devise:»Steiermann für die Opfer«, wenn sich auch unter Lüdewitz die Produktion der Hilfswerkstätte heute wieder dem ursprünglichen Charakter nähert, der Begriff Prothese ist dehnbar. Der Mensch sucht sich gegen einen Schlag unwillkürlich mit der Hand zu schützen, ein Schild ist damit eine Prothese der Hand, auch ein Stein, den er wirft, eine Prothese der geballten Hand, der Faust; diese Dialektik einmal begriffen, fällt auch die Waffenproduktion, welche die Hilfswerkstätte wiederaufgenommen hat, durchaus unter den Begriff Prothese: Panzer, Maschinenpistolen und Geschütze können als eine Weiterentwicklung der Handprothese gelten. Man sieht, ein erfolgreiches Geschlecht. Stellten die Steiermänner allesamt einfache, rüde, unkomplizierte Gesellen dar, treue Ehemänner, die schwer schufteten, öfters zu Geiz neigten, mit einer manchmal erfrischenden, souveränen Verachtung des Geistes, die es im Bildersammeln nur bis zu einer schwächeren Fassung der Toteninsel brachten und im Sport ausschließlich den Fußball förderten (auch dies mäßig, was den schwierigen Stand des FC Trög in der ersten Liga beweist), so waren die Frauen von einem anderen Kaliber. Entweder große Huren oder große Betschwestern, doch nie beides miteinander, wobei die Huren stets häßlich waren, starke Jochbögen, lange Nasen und breite zusammengekniffene Münder aufwiesen, die Betschwestern dagegen exquisite Schönheiten darstellten. Was nun Monika Steiermann betrifft, die in der Affäre des Dr.h.c. Isaak Kohler unvermutet eine Haupt-, ja eine Doppelrolle spielen sollte, so zählte sie dem Aussehen nach zu den Betschwestern, nach ihrem Lebenswandel beurteilt zu den großen Huren: Nach dem Tod ihrer Eltern (Gabriel Steiermann heiratete 1920 Stefanie Lüdewitz), die auf dem Fluge nach London abstürzten (genauer: verlorengingen, denn weder Eltern noch Privatflugzeug wurden je wiedergefunden), und nach dem tragischen Ende ihres Bruders Fritz, der an der Côte d'Azur unter- und nicht mehr auftauchte, erbte sie, 1930 geboren, das stattlichste Vermögen unseres Landes, während der Prothesenkonzern von ihrem Onkel mütterlicherseits geleitet wurde.
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