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Der ältere Mann, dem ich im Tram begegnet war, hatte seinen Kranz niedergelegt (es war sonst kein anderer beim Sarg), seiner halbschwester daphne, hugo winter. Es mußte sich um den Primarschullehrer Winter handeln. Es donnerte wieder, diesmal ein gewaltiges Krachen. Ein Windstoß. Alles wartete und wartete, sogar die vom Nachbargrab sahen zu uns herüber, man wartete auf etwas, ich wußte nicht worauf, bis ich begriff: Vom Eingang des Friedhofs her wurde auf einem Rollstuhl die» echte «Monika Steiermann von einer hageren Krankenschwester in Marschschritten an den Sarg gestoßen. Die Zwergin hatte sich grell geschminkt, auf ihrem Kopf saß eine zinnoberrote Perücke, den Haaren Daphnes nachgebildet, eine Perücke, die den Kopf des kleinen Wesens noch größer machte, dazu trug sie einen Minirock, der wie ein Kinderkleid wirkte, mit einer Perlenkette, die zwischen den verkrüppelten Beinchen über den Rollstuhl hing, auf dem Schoß hielt sie einen Gegenstand, der in ein schwarzes Tuch gewickelt war. Neben ihr schritt ein gedrungener Mann in einem dunklen Anzug, der zu kurz und zu eng war, der schwerreiche Grobian, Nationalrat Äschisburger. Er schleppte einen Kranz hinter sich her. Sogar der Stadtpräsident und Feuser, ja auch die Totengräber verließen das Grab Jämmerlins und wechselten zu Daphne Müllers hinüber. Pfarrer Wattenwyl stand allein. Er wäre wohl am liebsten auch gekommen. Erneutes Krachen, erneute Böen.
«Verflixt«, sagte jemand neben mir. Es war der Kommandant.
Die Krankenschwester hatte die Steiermann ans offene Grab gefahren, Äschisburger warf den Kranz auf den Sarg, meiner ewig geliebten monika, ihre monika stand auf der Schleife.
Pfarrer Senn trat vor, zuckte zusammen, als es wieder donnerte, und alle Anwesenden traten näher. Ich wurde wider Willen unmittelbar hinter die Steiermann gedrängt und befand mich zwischen der Krankenschwester und dem Kommandanten, vor diesem befand sich Äschisburger, und vor der Krankenschwester Stüssi-Leupin. Der Sarg wurde ins Grab gesenkt. Am Nebengrab war niemand, Jämmerlins Sarg ins Grab zu senken, Pfarrer Wattenwyl sah noch immer zu uns herüber, Pfarrer Senn öffnete zaghaft die Bibel, kündete Johannes 8, Vers 5 bis 11 an, kam aber nicht dazu, den Text auch zu lesen. Monika Steiermann hielt den Gegenstand, den sie trug, hoch und schmetterte ihn mit einer Kraft, die ihr niemand zutraute, ins Grab, so daß er mit Wucht auf Daphnes Sarg polterte, durch den er krachend brach: Es war der bronzene Kopf von Mocks» falscher «Monika Steiermann. Pfarrer Wattenwyl kam herbeigestürzt, und Pfarrer Senn war so erschrocken und verwirrt, daß er automatisch sagte:»Lasset uns beten.
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