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Der Raum ist quadratisch, ich schätze 20 x 20 Meter, drei Seiten aus Glas, eine Türe nirgends sichtbar, durch die eine der Wände sieht man auf ein altes Städtchen hinunter, das, noch von der Autobahn verschont, von endlosen Autokolonnen durchrollt wird, die in der Abenddämmerung der Landschaft etwas Lebendiges,Gespenstisches geben, Lichterketten ziehen durch die Adern der alten Gemäuer, durch die zwei ändern Glaswände blickt man auf von hinten angestrahlte Findlinge, auf tonnenschwere erratische Blöcke, von Mock sparsam behauen, Granitgötter, die vor den Menschen die Erde beherrschten, die Gebirge aus der Tiefe zerrten, die Kontinente auseinanderrissen, Monolithen, die riesenphallengleich ihre Schatten in die damals leere Halle warfen, denn außer einem Konzertflügel befanden sich ihm in der Diagonale gegenüber nur noch zwei Klubsessel. Der Konzertflügel stand fast vor dem Eingang, denkbar ungünstig postiert, neben einer Holztreppe, die zu einer Empore führt, wo sich mehrere nicht sehr große Zimmer befinden müssen, schien doch das Haus, als ich mit dem Porsche angefahren kam, einstöckig zu sein, vom Städtchen aus gesehen hatte ich es als Bungalow in Erinnerung. In einem der beiden Klubsessel saß mein ehemaliger Chef, in einen Schlafrock gehüllt, unbeweglich, nur von einer Stehlampe zwischen den Sesseln beleuchtet. Ich räusperte mich, er rührte sich nicht, ich ging über die verschieden gefärbten, kunstvoll angeordneten Marmorplatten, womit der Boden der Halle ausgelegt war, Stüssi-Leupin rührte sich immer noch nicht. Ich setzte mich in den anderen Klubsessel, versank in einem Meer von Leder. Neben meinem Klubsessel entdeckte ich auf dem Boden in einem Körbchen eine entkorkte Flasche Rotwein, ein kleines tulpenförmiges Kristallglas und eine Schale mit Baumnüssen, das gleiche stand neben dem etwa vier Meter entfernten Klubsessel, in welchem Stüssi-Leupin saß, nur daß sich vor ihm noch ein Telefon auf dem Boden befand. Ich betrachtete Stüssi-Leupin. Er schlief. Ich dachte an das Porträt von Varlin, das ich für übertrieben gehalten hatte, erst jetzt erkannte ich die Genialität, mit welcher der Maler den Anwalt gesehen hatte: unter einem wirren Fell schlohweißer Haare ein quadratischer Bauernschädel, brutal zurechtgehauen, eine Nase wie ein knolliges Gewächs, tiefe Furchen, die sich zu dem wie von einem Meißel bearbeiteten Kinn hinunterzogen, der unsäglich trotzige und doch zarte Mund. Ich betrachtete dieses Gesicht, als wäre es eine mir vertraute und doch rätselhafte Landschaft, denn ich wußte wenig von Stüssi-Leupin, obgleich er einige Jahre mein Chef gewesen war, aber er hatte nie ein persönliches Wort mit mir gewechselt, vielleicht der Grund, weshalb ich nicht in seiner Kanzlei geblieben war.
Ich wartete. Plötzlich glotzten mich durch eine randlose Brille seine verwunderten Kinderaugen an.
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