Justiz   ::   Дюрренматт Фридрих

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Aber da fielen schon die ersten schweren Tropfen, die Windstöße backten sich zum Sturm zusammen, und die Regenschirme öffneten sich. Da ich hinter der Steiermann stand, wollte ich die Zwergin schützen und öffnete auch den meinen. Ich drückte auf einen Knopf in der Nähe des Griffs, und zu meiner Verblüffung flog mein Schirmdach davon, stieg hoch, kreiste über der Trauergemeinde und fiel, da der Sturm schlagartig aufhörte, wie ein großer schwarzer Vogel in Daphnes Grab. Viele unterdrückten ein Lachen. Ich starrte auf den Schirmstab, den ich in der Hand hielt: es war ein Stilett. Es kam mir vor, als hielte ich mit der Mordwaffe am Grabe der Ermordeten Wache, während der Pfarrer das Unservater betete. Dann begannen die Totengräber mit ihren Schaufeln zu arbeiten, und auch der Sarg mit Jämmerlin konnte hinuntergelassen werden. Die Krankenschwester rollte die Steiermann zurück, ich mußte Platz machen, stand immer noch da mit dem Stilett, während sich die Schirme schlossen: Das Gewitter, unseren Friedhof pietätvoll verschonend, entlud sich über dem Stadtzentrum, noch am Abend wurde Wasser aus den Kellern gepumpt, dafür von irgendwoher einige Knallfrösche. Man feierte schon. Überaus mächtig flutete grelles Sonnenlicht über die zum Friedhofsausgang strömende Menge und über die schaufelnden Totengräber. Auch Pfarrer Senn war bemüht, so schnell als möglich davonzugehen, und Pfarrer Wattenwyl stand verwirrt herum, auch der Stadtpräsident und Feuser waren schon gegangen. Nur noch Lienhard stand am Grabe Jämmerlins und sah zu, wie es zugeschaufelt wurde. Als er an mir vorbeiging, weinte er. Er hatte einen Feind verloren. Ich starrte wieder auf das Stilett. Seine Spitze war dunkelbraun und die Rinne in der schmalen Waffe auch.

«Ihr Schirm ist nicht mehr brauchbar, Spät«, meinte neben mir der Kommandant, nahm mir das Stilett mit dem Schirmgriff aus der Hand und wandte sich dem Friedhofsausgang zu.

Der Verkauf: Eine Postkarte Kohlers aus Hiroshima beruhigt mich, er reist nach Singapur. Endlich Zeit, das Entscheidende zu berichten, auch wenn das Entscheidende eine Dummheit ist, die von keiner finanziellen Notlage entschuldigt werden kann. Ich schickte Stüssi-Leupin die Berichte zu, und er empfing mich zwei Tage später im Wohnzimmer seines Heims weit außerhalb der Stadt. Die Bezeichnung Wohnzimmer ist untertrieben, unbewohnte Halle genauer.

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